5 Fragen an Olaf Hopp

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1. Was sind aktuell Ihre wichtigsten Projekte?

Natürlich wird aktuell alles von der Corona-Krise überlagert. Und die fördert neben den vielen Projekten inhouse auch einige übergeordnete Aufgaben zu Tage. Nicht nur ENERGY, sondern der gesamte private Rundfunk, hat in den letzten Monaten eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er nicht nur durch zielgruppengerechte Informationen, sondern auch mit seinem Angebot an Unterhaltung und Ablenkung, systemrelevant ist und er hat einen riesigen Zuspruch der Hörerschaft erfahren. Allerdings ist die finanzielle Situation der privaten Anbieter teilweise prekär, denn sie sind zu 100% werbefinanziert. Bei vielen, insbesondere lokalen Werbekunden, ist kaum mehr Liquidität vorhanden, um Werbung zu schalten, auch wenn dies aktuell strategisch sinnvoll wäre. Gerade Radio ist ein optimales Restart-Medium. Anbieter von Waren und Dienstleistungen können reaktionsschnell und regional ausgerichtet auf ihre Promotions und Angebote hinweisen und an das breite Publikum kommunizieren.

2. Wo stehen Sie beim digitalen Transformationsprozess und was ist die Zielsetzung?

DAB+ ist der digitale Hörfunkübertragungsstandard der Zukunft und hier sind wir sattelfest aufgestellt. ENERGY ist bereits seit 2011 bundesweit auf dem ersten nationalen DAB+ Multiplex zu hören, mit NOSTALGIE sind wir seit Januar dieses Jahres auf dem zweiten Bundesmux OnAir. Mit nahezu allen lokalen Programmen sind wir auch auf den jeweiligen lokalen Multiplexen vertreten und dies mit teils größeren Sendegebieten als über UKW. Zum Beispiel sind wir mit dem Hamburger Programm auch in Kiel und Lübeck und mit dem Berliner Programm auch in großen Teilen Brandenburgs zu empfangen. Zudem streamen wir alle Programme als Simulcast über IP, um die Hörer und Hörerinnen auch überall mobil und über Smart Speaker zu erreichen. Ergänzend bieten wir ein sehr umfangreiches OnDemand-Angebot mit Podcasts aus allen relevanten Lebensbereichen unserer Zielgruppen, von Musik und Entertainment über Familie bis Nachhaltigkeit, an.

3. Wie erleben Sie Ihren Arbeitstag in Bezug auf Führung und Distanz (Thema Homeoffice)?

Weniger dienstliche Reisen führen zwar zu einem gewissen Zeitgewinn, aber der persönliche Kontakt zu Kollegen, Gespräche und Diskussionen face to face, fehlen eindeutig. Gerade kreative Prozesse, die in Medienunternehmen doch einen elementaren Teil der Arbeit einnehmen, lassen sich im direkten Austausch besser gestalten als virtuell. Insbesondere das Brainstormen ist aus unseren Erfahrungen am Bildschirm um einiges schwieriger und täglich mehrere Stunden in Videokonferenzen gefesselt zu sein, fordert Körper und Geist ebenfalls sehr intensiv.
Der interne Informationsaustausch klappt trotzdem aus einer Mischung von Mails und virtuellen Meetings sehr gut, hier hat sich inzwischen ein neuer Workflow eingespielt.
Die Flexibilität, wann und von wo gearbeitet wird, erachte ich als eine der sehr wenigen positiven durch die Pandemie bedingten Veränderungen. Es wird sich später sicherlich je nach Zielsetzung der jeweiligen Treffen eine neue Balance zwischen Präsenzveranstaltungen und virtuellen Meetings finden.

4. Wo sehen Sie trotz der Krise derzeit die größten Chancen?

Alle Schwierigkeiten und die finanziellen Belastungen für Unternehmen einmal ausgeblendet, hat die Pandemie auch gezeigt, wieviel Kreativität in unseren Teams steckt – von den Redaktionen über unsere Vertriebsteams bis in jede einzelne Abteilung. Das Teamwork hat ein ganz neues Level erreicht und die Eigenverantwortung, gerade im Home Office, der einzelnen Mitarbeiter/innen wurde immens gefordert. Neben kreativen Kunden-Aktionen, Stichwort „Support Your Locals“, hat dies auch zu hervorragenden programmlichen Ideen geführt. Unsere Arbeit wurde, neben sehr viel positiven Hörerfeedback, 2020 auch mit Preisen belohnt: Wir haben den Deutschen Radiopreis und den Hörfunkpreis der Bayerischen Landesanstalt für Medien gewonnen und wir haben mehrfach das Radiosiegel für hervorragende Ausbildung erhalten. So etwas macht natürlich gerade in dieser Zeit sehr stolz. Ich sehe es als eine große Chance, diesen Spirit auch in die Zeit nach Corona mitzunehmen.

5. Wie gehen Sie persönlich mit der Pandemie um?

Ich sehe grundsätzlich eher das halb volle als das halb leere Glas. Das hilft natürlich in solch einer schwierigen Situation ungemein, sowohl beruflich als auch privat. Auch male ich mir häufig die Zeit in der „neuen Normalität“ aus und versuche, das Licht am Ende des Tunnels fest in den Blick zu nehmen.
Trotz vieler Irrungen und Wirrungen bei ihren Entscheidungen und teilweise suboptimaler Kommunikation, sowohl der Bundes- als auch der Landespolitik, darf man zudem nie vergessen, dass in einigen anderen Teilen der Welt noch gravierendere Probleme existieren – ich nehme die Situation so an wie sie ist und versuche das Beste daraus zu machen.