5 Fragen an Thomas Kanschat

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1. Was sind aktuell Ihre wichtigsten Projekte?

Es sind und bleiben die Mitarbeiter/innen bei SpotCom, wobei das Wort „Projekt“ in Bezug auf Menschen nicht passend ist. Mein Bestreben, alle dabei zu unterstützen eigene Erfahrungen zu machen, aus Fehlern zu lernen, Verantwortung zu leben und jederzeit mit Herzblut den unterschiedlichsten Themen zu begegnen, ist jedoch schon eher in die Kategorie Projekt einzuordnen. Ohne die Leidenschaft des gesamten Teams können Ziele nicht optimal verfolgt werden. Deshalb ist und bleibt es, ungeachtet der aktuellen Rahmenbedingungen, mein wichtigstes Projekt, meine persönliche Führungsaufgabe als Dienstleister meiner Kollegen/innen zu verstehen und in den Vordergrund jeden Tages zu stellen.

2. Wo stehen Sie beim (digitalen) Transformationsprozess und wer soll am meisten davon profitieren?

SpotCom vermarktet immer mehr Streams und vor allem die hohe, immer weiter steigende Simulcast-Reichweite der Unternehmensgruppe ANTENNE BAYERN. Profitieren sollen davon am meisten unsere Werbekunden sowie alle Agenturen, um neue, attraktive Kundenpotenziale auf den unterschiedlichsten Online-Audio-Wegen anzusprechen. Dieser Prozess dauert an und bringt fast täglich neue Herausforderungen. Wir erleben dabei noch Einiges an Unsicherheiten im Markt und ein hohes Maß an Abstimmungsbedarf.
Am meisten spüren wir aber ein großes Interesse an unseren digitalen Werbemöglichkeiten sowie viel Leidenschaft bei den Programmkollegen/innen. Sie kreieren laufend neue Streams und Podcasts. Ich habe das Gefühl, Online-Audio ist im Moment „the place to be“.

3. Wie erleben Sie Ihren Arbeitstag in Bezug auf Verkaufen und Führen auf Distanz?

Vor kurzem haben wir mit 21 Mitarbeitern/innen einen ganztägigen Workshop über „Microsoft Teams“ durchgeführt. Einige meinten, es sei qualitativ besser gewesen als vor der Pandemie. Ich denke: Es kommt darauf an, mit welcher Haltung wir der „präsenzlosen“ Zeit begegnen. Es ist jederzeit möglich, ein Verkaufsgespräch oder ein Feedback mit einem Kollegen/in auch per Videokonferenz zu gestalten. Dabei gibt es viele Vorteile wie beispielsweise die fehlende Anreise ohne Verspätung, keine Parkplatzsuche, kein Stau etc. Die Störungsfreiheit erlebe ich ebenfalls positiv. Keine Unterbrechung des Gesprächs durch ein Telefonat oder den nächsten Besucher, der bereits in der Tür steht, aber auch das Warten auf Konferenz-Teilnehmer – das alles ist praktisch von der Bild(schirm)fläche verschwunden. Ebenso auch Anzüge, Krawatten und Kostüme. Ich denke, auch Schuhe und Socken werden im Sommer wieder wegfallen.

4. Krise als/ohne Chance: Wo sehen Sie derzeit die größten Herausforderungen?

„Krise“ ist längst nicht überall das Wort der Stunde. Die Börse erreicht historische Höchststände, einige DAX-Unternehmen feiern beste Gewinne, ebenso die Anleger. Nie war es so einfach, lean Management auch an „heiligen Etatkühen“ durchzusetzen. Von der E-Commerce-Branche ganz zu schweigen.
Interessant wird die Zeit nach der Pandemie: Wie wird den Angestellten das „Durchhalten“ vergütet? Gibt es ein Zurück zur alten Normalität? Hat der 9 to 8-Alltag ausgedient? Bleibt das Home das Office und nicht umgekehrt? Fliegen wir weiterhin für zwei Termine morgens nach Berlin und abends zurück?
Wieviel wird bleiben, was wird aus der Erfahrung kultiviert, was wird es gar nicht mehr geben und was muss neu geschaffen werden? Vier Fragen – viele Chancen.

5. Wie gehen Sie persönlich mit der Pandemie um?

Ich halte es da mit dem Münchner Komiker Karl Valentin, der einmal gesagt hat: „Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.“
Positiv ist die gewonnene Zeit durch die fehlenden Fahrten ins Büro sowie die Möglichkeit, den Tag besser an den persönlichen Biorhythmus anzupassen. Ich versuche beispielsweise täglich, nach japanischem Vorbild, 30 Minuten auf der Couch zu entspannen, was mir sehr viel Energie für die zweite Tageshälfte gibt.
Negativ erlebe ich den zunehmenden Frust der umliegenden Geschäfte, Gastronomen und Freizeiteinrichtungen sowie den enormen Druck auf die Familien. Die angespannte Stimmung ist an vielen Tagen spür- und greifbar.
Immer komischer empfinde ich, dass es unserem Land nicht gelingt, pragmatische Lösungen über die Bürokratie zu stellen. Und komisch finde ich auch, dass es mir trotz aller Unwägbarkeiten in diesen Zeiten gut geht. Aber ich weiß, dass es viele Menschen gibt, denen es bedeutend schlechter geht und mein Jammern einfach nicht angebracht wäre. Oder ist der Grund einfach nur meine Frau, mit der ich neuerdings täglich zu Mittag essen kann?